Pressemitteilung

Rülke: Bei der Regierungsbildung in Baden-Württemberg wurde mit der CDU ein totes Pferd gesattelt

Die nächste Sintflut kommt nicht mit Wasser, sondern mit Staatssekretären


Die Debatte zum Etat des Staatsministeriums bietet traditionell das Forum für eine Generalaussprache zur Landespolitik. Dieses nutzte der Vorsitzende der FDP/DVP-Fraktion im Landtag, Dr. Hans-Ulrich Rülke, um die Fehler und Schwächen der Landesregierung klar zu benennen.

So gebe sich die Landesregierung einer gnadenlosen Aufblähung hin, wie die Schaffung eines eigenen, weitgehend sinnfreien „Tiny-House-Ministeriums“ oder der Zuwachs von 25 Prozent von Beamtenstellen – alleine im Staatsministerium – deutlich zeigten. Mit Blick auf die Rekordzahl von mittlerweile 16 Staatssekretären in den Landesministerien zitierte Rülke frei nach dem britischen Historiker und Publizisten Cyril Northcote Parkinson: „Wenn sich die Anzahl dieser Posten weiter so vermehrt, kommt die nächste Sintflut nicht mit Wasser, sondern mit Staatssekretären.“

„Das offensichtlichste Versagen ist aber das Corona-Chaos, verantwortet von Minister Lucha“, so Rülke. Dieser hätte erst das Virus unterschätzt, dann zu wenig Masken, Schutzkleidung und weitere Schutzgüter bereitgestellt. Dann folgte das Terminchaos beim Online-Portal des Landes; Baden-Württemberg hatte nicht zuletzt dadurch über Wochen den „letzten Tabellenplatz in der Impfbundesliga“, wie Rülke erinnerte. Es sei dann ein neuer Amtschef als Bauernopfer eingesetzt worden, dann wurden die Impfzentren zu früh geschlossen, als die Impfquote gerade erst die Hälfte der Bevölkerung überschritten hatte, und erst vor wenigen Tagen gab es ein Debakel mit Einführung, Widerruf und Modifizierung der 2GPlus-Regel. Rülke: „Der römische Kaiser Caligula hatte ein Lieblingspferd namens Incitatus. Dieses liebte er so sehr, dass er es für das Jahr 42 nach Christus als Konsul vorsah. Dies galt über Jahrtausende als größte personalpolitische Fehlentscheidung der Geschichte. Bis Sie, Herr Ministerpräsident, Manne Lucha zum Gesundheitsminister machten.“

Der derzeitige Haushalt sei nur mit Trickserei zustande gekommen, so Rülkes Vorwurf So sei in verfassungswidriger Weise gegen die Schuldenbremse verstoßen worden und im Nachtragshaushalt 2021 sei ebenfalls mit der Begründung Corona erheblich getrickst worden.

Ein weiterer Fehlgriff der Landesregierung sei die neue Imagekampagne des Landes mit dem Slogan „The Länd“. Hier hätte das Land die dafür vorgesehenen 21 Millionen glatt verschwendet. „Ausländische Fachkräfte wollen Sie dadurch gewinnen, dass man Plakate im eigenen Land aufhängt. Das ist so, als wenn jemand die Angel mitnimmt, wenn er in der Sahara wandern geht“, so Rülke an die Adresse der Landesregierung.

In der Klimapolitik warf Rülke der Landesregierung Dirigismus vor, wie beispielsweise bei der starren Landesregelung zur Solarpflicht. Dies sei durch die Ampelkoalition im Bund anders und besser auf den Weg gebracht worden, so Rülke. Ein weiteres Beispiel in diesem Bereich sei die Nahverkehrsabgabe, die die Kommunen jetzt erheben sollten. „Sie wälzen da etwas auf die kommunale Ebene ab, was sie zurecht selbst nicht anfassen wollen“, so Rülke über dieses Vorhaben.

Beim Thema Migration attestierte Rülke der grün-schwarzen Landesregierung Uneinigkeit. Während das Ziel der Grünen Weltoffenheit sei, sei das der CDU Abschottung. So hätten Innenminister Strobl und der CDU-Fraktionsvorsitzende Hagel am Koalitionsvertrag im Bund im Abschnitt zur Migrationspolitik kritisiert, dass dieser angeblich „offene Grenzen“ bedeute. „Eines sieht jedoch jeder, der den Koalitionsvertrag im Bund lesen kann: Flüchtlingsströme aus Ungarn, wie 2015 durch die Entscheidungen der CDU-Kanzlerin Merkel, kämen nach den Regelungen dieses Vertrages nicht nach Deutschland“, so Rülke und hebt hervor, dass der Koalitionsvertrag der Ampelkoalition auf Bundesebene endlich den deutschen Arbeitsmarkt für die Fachkräftezuwanderung öffne, die auch Baden-Württemberg dringend brauche.

Empörend seien die Verhältnisse mit Vetternwirtschaft und Sexskandalen beim Landespolizeipräsidium im Innenministerium, die in den vergangenen Wochen aufgedeckt wurden, mahnte er an. „Und der Ministerpräsident, der guckt da nur zu. Schaffen Sie endlich Ordnung, da Herr Strobl das ohnehin nicht kann!“, so Rülke an die Adresse Kretschmanns.

„Es gibt einen Satz von Erskine Caldwell: Eine gute Regierung ist wie eine geregelte Verdauung; so lange sie funktioniert, merkt man von ihr kaum etwas. Herr Ministerpräsident, welches Bild ich nun in Bezug auf Ihre Regierung vor Augen habe, das auszusprechen erspare ich uns lieber“, so Rülke abschließend.